Alternative Absicherungs- und Finanzierungslösung

Die deutsche Exportwirtschaft übertrifft seit Jahren die Erwartungen im Außenhandel bei weitem; die Nachfrage aus Ländern außerhalb der EU ist aufgrund des günstigen Euros enorm. Ein Rekordjahr folgt dem anderen. 

Gerade für den deutschen Mittelstand ist der grenzüberschreitende Geschäftsverkehr essentiell, jedoch auch mit einer Reihe von Problemen behaftet. Erfahrungsgemäß sind die Forderungslaufzeiten im Ausland erheblich länger (bis zu 120 Tagen), was bei vielen Exporteuren Schwierigkeiten bei der Umsatzfinanzierung hervorruft. Auch die Bonität und Zahlungsmoral ausländischer Abnehmer ist schwerer einzuschätzen.

So müssen sich Exporteure insbesondere mit folgenden Fragen auseinandersetzen: Wie zahlungsfähig ist mein Abnehmer? Wie kann ich meine Lieferforderungen bestmöglich absichern? Neben der Absicherung von Abnehmerrisiken müssen Unternehmen auch ausreichend finanzielle Mittel schaffen, um die sich ergebenden Auftragspotenziale auch tatsächlich freisetzen zu können. Dies gilt umso mehr für den Export in Länder, in denen Zahlungsziele von bis zu 120 Tagen gelten und dadurch eine hohe Kapitalbindung erfordern.

Exportfactoring stellt in diesem Fall für Unternehmen eine alternative Absicherungs- und Finanzierungslösung dar. Hierfür schließt das Unternehmen einen Factoring-Vertrag ab und tritt seine Auslandsforderungen an ein Factoringinstitut ab. Der Factor überweist in der Regel bis zu 90% der Brutto-Rechnungssumme sofort an das Unternehmen. Den Restbetrag erhält das Unternehmen, nachdem die Debitoren bezahlt haben oder der Debitor insolvent ist. Das Factoringinstitut übernimmt somit sowohl die Vorfinanzierung der Forderung als auch die Beitreibung der Rechnungssumme im Ausland.

Durch das Exportfactoring ergeben sich für den Exporteur verschiedene Vorteile. Frische Liquidität steht sofort und bedarfsorientiert zur Verfügung; dies erleichtert die weitere Liquiditätsplanung und schafft Kreditspielräume. Somit ist Factoring eine alternative Finanzierungsform neben den bestehenden Banklinien. Die Bankkreditlinien können dadurch für andere Investitionszwecke zielgerichtet genutzt werden. Des Weiteren kann der Exporteur flexible Zahlungsziele gewähren. Durch den regresslosen Forderungsverkauf gehen die angekauften Forderungen aus der Bilanz des Exporteurs in die Bilanz des Factoringinstituts über. Die Bilanzsumme des Exporteurs verkürzt sich. Seine Bilanzstruktur, vor allem die Eigenkapitalquote, verbessert sich, da der Exporteur mit der erhaltenen Vorfinanzierung seine eigenen Lieferanten bedienen kann. Das Exportgeschäft ist durch den 100-prozentigen Forderungsausfallschutz im Rahmen der eingeräumten Debitorenlimite gegen Zahlungsausfälle von Abnehmern im Ausland abgesichert.

Je nach Umsatzgröße, Bonität und Anbieter können Unternehmen zwischen unterschiedlichen Exportfactoring-Varianten wählen:

  • Im offenen Verfahren wird der Forderungsverkauf dem Kunden aufgezeigt.
  • Im verdeckten oder stillen Forderungsankauf erfolgt keine Offenlegung an die Abnehmer des Exporteurs.
  • Beim Inhouse-Factoring verbleibt das Debitorenmanagement in der Hand des Exporteurs.

Bei der Wahl eines geeigneten Factoringinstituts ist darauf zu achten, dass dieses über die entsprechende Expertise und Erfahrung in der Handhabung von Auslandsrisiken verfügt. Sprach- und Marktkenntnisse sowie Kenntnisse der Geschäftsgebräuche im Land des jeweiligen Abnehmers runden das Angebot eines leistungsfähigen Factors ab.