Für viele Arbeitnehmende sind finanzielle Sorgen der Ausgangspunkt für eine beeinträchtigte Arbeitsleistung. Die Folgen reichen von Konzentrationsproblemen bis hin zu Fehlzeiten. Die Situation hat sich vermutlich seit der Pandemie noch zusätzlich verschärft. Die Bedeutung von finanzieller Gesundheit kann jedoch nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Es ist daher an der Zeit, über Financial Wellbeing als Treiber für Resilienz zu sprechen.
Resilienz bezeichnet die Widerstandsfähigkeit der Arbeitskräfte. Resiliente Mitarbeitende fühlen sich an ihrem Arbeitsplatz sicher, sind motiviert, mit ihrer Tätigkeit und ihrem Arbeitsumfeld zufrieden, können ihr Potential voll ausschöpfen und sich Veränderungen schnell anpassen. Kurz, sie sind widerstandsfähig und auch in unsicheren Zeiten produktiv. Und weil Arbeitgeber danach streben, mit ihren Unternehmen auch in Krisen attraktiv und erfolgreich zu sein, brauchen sie resiliente Mitarbeitende.
Resilienz bedingt Wellbeing, was verschiedene Komponenten vereint: das physische, das psychische, das soziale, das berufliche und das finanzielle Wellbeing. Sie alle sind gleichermaßen für den Aufbau einer resilienten Belegschaft entscheidend. Wellbeing ist der Input und Resilienz im Idealfall der Output. Viele sehen ihre Leistungsfähigkeit bei der Arbeit durch finanzielle Sorgen eingeschränkt, andere kämpfen mit Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen und haben allgemeine gesundheitliche Probleme. Daraus resultieren in einigen Fällen sogar Fehlzeiten.
Finanzielle Unbeschwertheit führt zu innerer Ruhe und Gelassenheit. Mitarbeitende ohne finanzielle Sorgen sind weniger gestresst und demnach gesünder und fokussierter. Das führt zu höherer Lebensqualität, Motivation und Produktivität. Eine klassische Win-win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmende. Ein faires Gehalt ist der erste – wichtige – Schritt und wird von guten Unternehmen auch vorbehaltlos geboten. Finanzielle Unbeschwertheit bezieht sich aber insbesondere auch auf den zweiten Punkt der Aufzählung – auf die Fähigkeit, herausfordernde Zeiten und Schicksalsschläge, wie zum Beispiel die Folgen einer Berufsunfähigkeit, meistern zu können. Hier sollten Arbeitgeber verstärkt eine aktive Rolle übernehmen und mit geeigneten Benefits finanzielle Sicherheit schaffen.
Was ist damit gemeint?
Am einfachsten erklärt sich das, wenn man Deutschland und die Schweiz im Vergleich betrachtet: die finanziellen Auswirkungen einer Berufsunfähigkeit für einen Arbeitnehmer unterscheiden sich nicht unerheblich. Beide Länder kennen das Drei-Säulen-System, das dank einem funktionierenden Zusammenspiel staatlicher, beruflicher und privater Vorsorge den gewohnten Lebensstandard sichern soll.
Im Krankheitsfall sind Arbeitnehmende in beiden Ländern dank der Lohnfortzahlungspflicht des Arbeitgebers und dem nachfolgenden Kranken(tag-)geld bis zu 18 respektive 24 Monate finanziell relativ gut abgesichert. Dauert die Krankheit länger an und führt sie zu einer Invalidität, werden in beiden Ländern staatliche Leistungen fällig (Erwerbsminderungsrente bzw. Invalidenrente in der Schweiz), die aber nur einen Bruchteil des Gehalts kompensieren. Die staatliche Vorsorge, also die 1. Schicht in Deutschland respektive die 1. Säule in der Schweiz, dient schlicht der Existenzsicherung.
Nun der bemerkenswerte Unterschied: Die 2. Schicht, also die betriebliche Altersvorsorge bAV, ist in der Schweiz seit 1985 im Rahmen des Beruflichen Vorsorgegesetzes BVG gesetzlich verankert. Das heißt, dass Arbeitgeber ihre Beschäftigten in der Schweiz gegen die finanziellen Risiken von Invalidität und Tod obligatorisch absichern müssen. Arbeitnehmende in der Schweiz erhalten zusätzlich zur staatlichen Leistung eine vom Arbeitgeber zugesagte Invalidenrente im Umfang von durchschnittlich 60 % des versicherten Bruttojahresgehalts. Die berufliche Vorsorge dient der Sicherung des gewohnten Lebensstandards, die zusätzliche Rente des Arbeitgebers ist zur Erreichung dieses Ziels unerlässlich. In Deutschland gehört eine flächendeckende, über den Arbeitgeber kollektiv abgeschlossene Versicherungsdeckung noch nicht zum Standard, weshalb rund 75 % der deutschen Arbeitnehmenden bei einer länger andauernden Krankheit nach dem Ende des Krankengelds in ein finanzielles Loch fallen. Die finanzielle Sicherheit und die finanzielle Unbeschwertheit sind damit nicht gegeben – und damit fehlt ein wichtiger Teil zur Förderung der Resilienz.
Vergleichbare, kollektive Absicherungslösungen wie die Betriebliche Einkommenssicherung gibt es mittlerweile auch in Deutschland und die Nachfrage nimmt stetig zu. Diese kollektiven Zusagen führen dabei nicht nur zur gewünschten finanziellen Sicherheit, sondern zahlen auch direkt auf die Arbeitgebermarke ein.
Wenn sie gut und einfach kommuniziert werden, entfalten Benefits zur finanziellen Sicherheit große Wirkung in der Belegschaft. Versicherung ist meist kein attraktives Gesprächsthema, finanzielle Unbeschwertheit hingegen schon. Es ist Zeit, in das Financial Wellbeing der Belegschaft zu investieren: Als Arbeitgeber kann man es sich nicht länger leisten, sich nicht darum zu bemühen.
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